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Echtes Labkraut - Galii veri herba [DAC 2004]

Stammpflanze: Galium verum L. / Echtes Labkraut [Fam. Rubiaceae / Rötegewächse]. Synonyme: Galium luteum LAM. Dt. Synonyme: Zu den zahlreichen deutschen, meist regional gebrauchten und heute kaum noch genutzten Bezeichnungen zählen Blutstiel, Butterstengel, Butterstiele, Engelsüß, Ferbkraut, Frauentrost, Gelber Brein, Gelber Butterstiel, Gelber Meyer, Gliedekraut, Goldregen, Hanslkraut, Honigklee, Kälbermagen, Liebfrauenbettstroh, Magerkraut, Margareten, Megerkraut, Rheumatischkraut, Riechkraut, Roigras, Schwefelblume, Sprengelblum, Sternkraut, Stoppkraut, Wegestroh, Wegstorch, Wilder Speik und Winnelkraut.. Englisch: cheese rennet, ladies bedstraw, lady's bedstraw, yellow galium.

Botanische Beschreibung der Stammpflanze: Von Mai bis September blühende, ausdauernde, 20 bis 70 cm hohe Pflanze. Wurzelstock kriechend, walzenförmig und Ausläufer treibend. Stengel aufsteigend oder aufrecht, bis zum Grund rundlich, abstehend flaumig behaart oder kahl. Die mit einer Stachelspitze versehenen, zu 8 bis 12 in Scheinquirlen angeordneten Laubblätter sind sehr schmal, 15 bis 25 mm lang und 0,5 bis 2 mm breit. Ihre Oberseite ist kahl oder etwas rau und dunkelgrün, die Unterseite dicht flaumig filzig mit vorragendem Rückennerv. Die Blüten befinden sich in einer endständigen Rispe, deren Achse dicht flaumig behaart ist (s. Abbildung). Kelchblätter fehlen, die Krone ist 4-zählig, 2 bis 3 mm breit, meist goldgelb gefärbt und stark nach Honig duftend und der Fruchtknoten unterständig. Die Frucht ist 1,5 mm lang, kahl, glatt und zur Reife schwarz schwarz gefärbt.

Verbreitung: Heimisch in Nordwestafrika, mit Ausnahme Lapplands und den arktischen Gebieten Russlands in ganz Europa und in den gemäßigten und warm-gemäßigten Regionen Asiens. In Mitteleuropa bevorzugt anzutreffen an meist sonnenexponierten Standorten auf überwiegend trockenen Böden.

Droge: Die zur Blütezeit gesammelten und getrockneten, ganzen oder geschnittenen oberirdischen Teile von Galium verum L.

Beschreibung der Droge: Der dünne, gegliederte, kurzflaumig behaarte oder kahle Stengel ist stumpf vierkantig bis rundlich mit vier hervorstehenden Linien. Acht bis zwölf Blätter stehen quirlartig zusammen. Sie sind 15 bis 25 mm lang, 2 bis 5 mm breit, schmal-linealisch, stachelspitzig, ganzrandig und am Rand meist umgerollt. Ihre Oberseite ist dunkelgrün, die Unterseite meist dicht flaumig-filzig behaart und mit einem deutlich hervortretenden Mittelnerv versehen. Die gelben, 2 bis 3 mm breiten Blüten stehen in dichten, zusammengesetzten Rispen. Die Kronblattzipfel sind relativ stumpf und kurz stachelspitzig auslaufend. Die Früchte sind bis 1 mm groß, etwas länglich, dunkelbraun und glatt. Die Schnittdroge ist gekennzeichnet durch stumpf vierkantige Stengelteile, die unterseits dicht flaumig-filzig behaarten Blätter und Teile der Rispe mit kleinen, gelben Blüten oder dunklen Früchten.

Geruch und Geschmack: Schwacher Geruch und bitterer, zusammenziehender Geschmack.

Synonyme Drogenbezeichnungen: Deutsch: Gelbes Käselabkraut, Gelbes Labkraut, Gelbes Sternkraut, Gliederkraut, Liebfrauenstroh. Englisch: Cheese rennet, Ladies bedstraw, Lady's bedstraw herb, Yellow Bedstraw herb, yellow galium. Lateinisch: Galii lutei herba, Herba Galii lutei..

Herkunft: Ausschließlich aus der Wildsammlung. Importiert wird die Droge aus osteuropäischen Ländern.

Inhaltsstoffe: Flavonoide: Gehalt ca. 2 %. Überwiegend Glykoside des Quercetins, darunter Quercetin-3-glucosid, -7-glucosid, -3,7-diglucosid, ferner Luteolin-7-glucosid. Iridoide: Asperulosid, Monotropein, Scandosid, Deacetylasperulosidsäure, Giniposidsäure, Asperulosidsäure, Daphyllosid. Mengenangaben fehlen. Weitere Bestandteile: In Spuren Anthrachinonderivate, das für die Gerinnung von Milch verantwortliche Labenzym (Gehalt ca. 0,001 %), das für den Blütenduft verantwortliche Ätherisches Öl (Gehalt ca. 0,006 %), Chlorogensäure.

Wirkungen: Nachweise der Wirksamkeit von Droge und daraus gewonnener Extrakte wurden bislang nicht erbracht.

Anwendungsgebiete: Echtes Labkraut wird ausschließlich in der Volksheilkunde verwendet. Am häufigsten nutzt man es zur Steigerung der Ausscheidung der Harnmenge. Darüber hinaus wird es gelegentlich auch innerlich als Diaphoretikum und Spasmolytikum sowie äußerlich bei angeschwollenen Knöcheln, Hautverletzungen, Hautschäden und schlecht heilenden Wunden angewendet. Eine Wirksamkeit ist für keines der genannten Anwendungsgebiete belegt.

Gegenanzeigen: Keine bekannt.

Unerwünschte Wirkungen: Keine bekannt.

Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Keine bekannt.

Dosierung und Art der Anwendung: Zur Teebereitung werden 2 gehäufte Teelöffel (4 bis 5 g) mit kochendem Wasser übergossen und nach 10 Minuten durch ein Teesieb gegeben. Alternativ kann auch mit kaltem Wasser angesetzt und kurz aufgekocht werden. Zur Steigerung der Ausscheidung der Harnmenge sind täglich zwei bis drei Tassen Tee zu trinken. Zur äußerlichen Anwendung in Form feuchter Umschläge wird der Kaltwasseransatz bevorzugt. Für dessen Herstellung verwendet man 2 gehäufte Teelöffel voll Labkraut. Diese werden mit 250 ml kaltem Wasser übergossen, zum Sieden gebracht, 2 Minuten kochen gelassen und anschließend durch ein Teesieb gegeben.

Sonstige Verwendung: Labkraut wurde früher zur Käseherstellung verwendet. Zu diesem Zweck wurden die frischen Pflanzenteile bei 40 °C im Dunkeln rasch getrocknet, fein gepulvert und nochmals getrocknet. Das Pulver wurde mit 5%iger Kochsalzlösung verrührt und nach Zusatz von etwas Senföl 24 h unter kräftiger Bewegung extrahiert und anschließend der Milch zugesetzt. Die Bezeichnung "Labkraut" drückt diese Art der Verwendung aus, denn sie leitet sich von 'Lab' = 'Kälberlab', 'Labmagen' ab, welches früher hauptsächlich zum Gerinnen der Milch verwendet wurde.


Bilder:

Dank der Ausläufer und des insgesamt sparrig verzweigtem Wuchses erreicht das Echte Labkraut recht beachtliche Ausmaße. Hinzu kommen noch die zahlreich vorhandenen gelben Blüten, so dass es oft auffällige Landschaftselemente bildet (s. Abbildung links). Die Blüten sind allerdings wie bei den meisten Labkräutern sehr klein (s. Abbildung rechts).


Literatur: Deutscher Arzneimittelcodex (DAC) 2004; Hager-ROM 2003, Springer-Verlag; Jäger EJ, Werner KW, Rothmaler - Exkursionsflora von Deutschland, Band 4, Gefäßpflanzen: Kritischer Band, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg Berlin 2002; Marzell H, Wörterbuch der Deutschen Pflanzennamen, Verlag S. Hirzel, Leipzig 1943; USDA, ARS, National Genetic Resources Program. Germplasm Resources Information Network - (GRIN) [Online Database]; van Wyk BE, Wink C, Wink M, Handbuch der Arzneipflanzen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2004; Wichtl M (Hrsg.), Teedrogen und Phytopharmaka, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2002.


© Thomas Schöpke