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Kürbissamen - Cucurbitae semen [DAB 1999]

Stammpflanze: Cucurbita pepo L. / Gemeiner Kürbis [Fam. Cucurbitaceae / Kürbisgewächse]. Synonyme: Die wichtigsten Synonyme sind: * Cucumis pepo (L.) DUMORT., Cucurbita mammeata MOLINA. Als weitere Synonyme finden sich u. a. Cucurbita esculenta GRAY., Cucurbita melopepo et Cucurbita verrucosa L., Cucurbita subverrucosa WILLD., Pepo melopepo MOENCH und P. vulgaris MOENCH.; dt. Synonyme: Feldkürbis, Gartenkürbis, Ölkürbis; Englisch: marrow, pumpkin, squash.

Ergänzende Hinweise zum Thema Stammpflanze: Entsprechend Deutschem Arzneibuch ist darf als Stammpflanze nur Cucurbita pepo L. und/oder verschiedene Kulturvarietäten der Art verwendet werden. Untergliedert wird die Art in zwei Unterarten: ssp. pepo und ssp. texana. Kulturformen existieren nur von der ssp. pepo. Verwendung finden insbesondere solche Formen der ssp. pepo, die durch weichschalige Samen gekennzeichnet sind. Wichtigste Lieferanten entsprechender Samen ist die zur Gruppe Longicaules (langtriebige Pflanzen mit einer über 3 m langen Hauptsprossachse) zählende convar. pepo NAUD. var. styriaca GREB. sowie die zur Gruppe Brevicaules (buschförmige Vertreter mit einer weniger als 2 m langen Hauptsprossachse) zählende var. oleifera PIETSCH. Weitere, allerdings nicht offizizinelle Stammpflanzen von medizinisch verwendeten Kürbissamen sind Cucurbita maxima DUCH. und Cucurbita moschata DUCH. ex POIR.

Botanische Beschreibung der Stammpflanze: Einjährige Pflanze. Entweder langtriebig mit niederliegendem oder kletternden Stengel oder buschförmig (s. "Ergänzende Hinweise zum Thema Stammpflanze"). Hauptsprossachse je nach Kulturform entweder recht kurz oder bis 12 m lang, mehr oder weniger stachelig behaart und bei einzelnen Kulturformen mit Ranken versehen. Die lang gestielten Laubblätter sind sehr groß, mehr oder weniger fünflappig und borstig steifhaarig. Blüten 5zählig, 7 bis 10 cm breit, mit tief trichterförmiger Blütenkrone, eingeschlechtig (Merkmal der gesamten Pflanzenfamilie). Einzelne Pflanzen sowohl mit männlichen als auch weiblichen Blüten (diözisch). Die männlichen Blüten sind in blattwinkelständigen Büscheln angeordnet, die weiblichen stets stehen einzeln. Kelchblätter je nach Kulturform variierend von breit linealisch bis nahezu fadenförmig. Kronblätter hell- oder goldgelb. Fruchtknoten unterständig. Bei der einen durchschnittlichen Durchmesser von 15 bis 40 cm, unter optimalen Kulturbedingungen aber auch erheblich größeren Frucht (Rekordgewicht 570 kg!) handelt es sich aus botanischer Sicht um eine Beere, die entweder rundlich oder länglich ist und auch ansonsten sehr verschieden gestaltet und verschiedenartig gefärbt sein kann. Das faserige Fruchtfleisch ist gelborange bis weiß gefärbt und enthält zahlreiche, meist weißliche, 7 bis 15 mm lange Samen, deren Gestalt wiederum je nach Kulturform variieren kann (s. Beschreibung der Droge). Blütezeit bei Kultur in Mitteleuropa: Juni bis August.

Verbreitung: Als Heimat gelten die US-Bundesstaaten Alabama, Arkansas, Illinois, Missouri und Texas sowie Mexiko. Heute nahezu weltweit kultiviert und vielfach auch verwildert in freier Natur anzutreffen.

Droge: Die ganzen, getrockneten, reifen Samen.

Beschreibung der Droge: Kürbissamen besitzen eine abgeflacht eiförmige Gestalt. Ein Ende ist verjüngt und zugespitzt, das gegenüberliegende abgerundet. Die Länge beträgt bis 25 mm, die Breite etwa die Hälfte der Länge. Der Übergang von Ober- zur Unterseite ist durch einen erhabenen Rand gekennzeichnet. Die Farbe variiert je nach Kulturvarietät von hellgrau bis grünlichgrau. Auf der Oberfläche findet sich ein graugrünes oder ein dünnes, farbloses Häutchen oder dessen Reste.

Geruch und Geschmack: Geruch in unzerkleinertem Zustand kaum wahrnehmbar, beim Zerkleinern charakteristisch. Geschmack süßlich, auf der Zunge sowohl schleimig als auch ölig wirkend.

Synonyme Drogenbezeichnungen: Semen Cucurbitae, Semen Peponis; Deutsch: u. a. Kürbschsamen, Babenkern, Herkulessamen, Jonaskern, Kürwessam, Peponensamen, Plumperskern, Plutzersamen; Englisch: Pumpkin seed, gelegentlich auch Gourd seed.

Herkunft: Ausschließlich aus dem Anbau. Hauptanbaugebiete sind die Steiermark und Ungarn.

Inhaltsstoffe: Als wirksamkeitsbestimmende Inhaltsstoffe werden die Steroide angesehen. Bei diesen handelt es sich überwiegend um Sterole mit einer Doppelbindung in Position 5 oder 7. Weiterhin finden sich Vertreter mit Doppelbindung in Position 8. Der Gehalt liegt etwa bei 1 %. Die Gesamtzahl der bislang charakterisierten Vertreter der Stoffgruppe liegt bei weit über 20. Neben den freien Sterolen finden sich zu einem geringen Prozentsatz auch deren 3-O-Glucoside. Mengenmäßig dominierende Sterole sind 24ß-Ethyl-5a-cholesta-7,25(27)-dien-3ß-ol und 24ß-Ethyl-5a-cholesta-7,22,25(27)-trien-3ß-ol (Chondrillasterol). Eine weitere Besonderheit von Kürbissamen ist der Reichtum an Spurenelementen. Zu diesen zählen insbesondere Selen, ferner Mangan, Zink und Kupfer. Als weiterer bedeutungsvoller Inhaltsstoff ist Vitamin E anzusehen. Unter den Reservestoffen der Samen dominieren mit einem Gehalt von 30-50 % bzw. 25-55 % fettes Öl und Proteine. Der Anteil von Kohlenhydraten beträgt etwa 6-10 %.

Wirkungen: Besserung der Beschwerden bei vergrößerter Prostata, ohne die Vergrößerung selbst zu beheben. Die in Kürbissamen enthaltenen D7-Sterole hemmen die Bindung des Dehydrotestosterons (DHT), welches nach gegenwärtigem Erkenntnisstand für die gutartige Vergrößerung der Prostata verantwortlich ist, an zelluläre Rezeptoren, vermindern die DHT-Konzentration im Prostatagewebe und normalisieren verschiedene Stoffwechselparameter (z. B. saure Phosphatase, prostatisches Antigen) der Prostata. In klinischen Studien konnte eine Verbesserung von Miktionsfrequenz, Harninkontinenz, verzögertem Miktionsbeginn, Harnstrahlschwächung und Restharngefühl durch Kürbissamen nachgewiesen werden.

Anwendungsgebiete: Innere Anwendung: Bei Benignen Prostatahyperplasie (BPH) der Stadien I und II des Mannes. Da nur eine Besserung der Beschwerden und keine Behebung der Prostatavergrößerung erfolgt, sollte deren mögliches Voranschreiten regelmäßig vom Arzt kontrolliert werden. Bei beiden Geschlechtern, besonders aber bei Frauen bei Reizblase (Dranginkontinenz) und unterstützend bei Stressinkontinenz (Beckenbodenschwäche).

Volkstümliche Anwendungsgebiete: Gleiche Verwendung wie in Schulmedizin. Darüber hinausgehende volkstümliche Anwendungsgebiete, für die auch kein Wirkungsnachweis gegeben ist, sind heute kaum noch gebräuchlich. Früher bei den Indianern als Mittel gegen hohes Fieber, in Europa als Wurmmittel, als harntreibendes Mittel bei Nierenentzündungen und äußerlich zur Wundheilung.

Gegenanzeigen: Keine bekannt.

Unerwünschte Wirkungen: Keine bekannt.

Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Keine bekannt.

Dosierung und Art der Anwendung: Zur Behandlung der benignen Prostatahyperplasie etwa 10 bis 30 g Kürbissamen täglich, bei Reizblase etwa 10 g pro Tag. Die Anwendung sollte über einen Zeitraum von mehreren Wochen bzw. Monaten erfolgen. Etwa 10 bis 20 g Kürbiskerne (1 bis 2 Esslöffel; 1 Esslöffel = etwa 10 g, 1 Teelöffel = ca. 5 g) oder eine entsprechende Menge gemahlener Droge werden gut zerkaut mit Flüssigkeit eingenommen. Die Einnahme sollte morgens und abends erfolgen. Besonders empfehlenswert ist die Verwendung von apothekenpflichtigen Phytopharmaka, da diese die für die Wirksamkeit verantwortlichen Inhaltsstoffe in exakter Dosierung enthalten und daher den Therapieerfolg am sichersten gewährleisten.

Sonstige Verwendung: Vielfältige Verwendung im Haushalt, hauptsächlich in der Backwarenindustrie zur Herstellung von Kürbiskernbroten und -brötchen sowie zur Gewinnung von Kürbiskernöl. Dieses ist durch einen angenehmen nussartigen Geschmack gekennzeichnet und wird sowohl als Speiseöl als auch als äußerlich als Hautpflegemittel verwendet.


Bilder:
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Der Gemeine oder Garten-Kürbis besitzt einen mehrere Meter langen Hauptspross und zählt daher zur langtriebigen Kürbis-Gruppe [lateinisch Longicaules]. Charakteristisch für die Pflanze sind neben den großen gelben Blüten (nicht in der Abbildung zu sehen) die langstieligen, gelappten und steifhaarigen Blätter. Der durchschnittliche Durchmesser der hellgelb gefärbten Früchte liegt zwischen 15 und 40 cm. Bei entsprechender Pflege können die Früchte erheblich größer werden, so dass die Kürbiszucht häufig Gegenstand regionaler Kleingärtnerwettbewerbe ist.

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Literatur: Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis, Springer-Verlag, Berlin-Heidelberg-New York; M. Wichtl (Hrsg.), Teedrogen und Phytopharmaka, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2002; Deutsches Arzneibuch 1999; Monografie der Kommission E, Bundes-Anzeiger Nr. 223 vom 30.11.85 (Berichtigung 17.01.91); USDA, ARS, National Genetic Resources Program. Germplasm Resources Information Network - (GRIN). [Online Database] National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Available: http://www.ars-grin.gov/cgi-bin/npgs/html/taxon.pl?12606 (12 March 2003); Kraus HJ, Unterreitmeier D, Kürbis für Mann und Frau, PTA heute 2002, Nr. 9: 50-52; Kusnick C, Kerniges vom Kürbis - Im Kürbis steckt mehr als die Halloweenkerze, Dt. Apotheker-Ztg. 142 (2002): 5386-5390


© Thomas Schöpke